Eine Erlebens-Welt
Das 11. Jahrhundert zum Anfassen und Mitmachen
Haben Sie sich schon einmal beim Anblick einer Burg gefragt, wie jemand so ein imposantes Bauwerk bauen konnte? Und wieso hat man so etwas gebaut? Bei allen Möglichkeiten, die die moderne Technik heute bietet, kann sie nicht vermitteln, wie es ist, eine Burg zu errichten, die authentischen Werkzeuge zu benutzen und das Entstehen der Anlage zu beobachten. Dies alles kann selbst die beste Computeranimation nicht bieten.
Der Bau der Burg Hofraite kann es. Einen authentischen Einblick in die Zeit um das Jahr 1000 n. Chr. Mit diesem Projekt wird das Leben auf einer frühen Niederungsburg in dieser Zeit als Ganzes beleuchtet.
Wichtig ist hierbei, dass bereits der Anfang einer Burganlage dargestellt und untersucht wird. Bei den meisten noch heute sichtbaren Burgen bzw. Burgruinen hat man den letzten Stand des Ausbaus vor sich, bevor sie aufgegeben oder zerstört wurden. Aber warum und wie wurde die Burg zum ersten Mal befestigt? Was war der Anlass? Wie sah die Befestigung aus? Welche Ressourcen waren nötig, um eine solche Anlage zu errichten und zu erhalten? Diese Fragestellungen sollen mit dem Projekt untersucht werden.
Der museale wissenschaftliche Anspruch steht bei allem im Vordergrund. Wissens-Ermittlung und Vermittlung gehen Hand in Hand. Ähnlich wie bereits in Guédelon in Frankreich oder bei Campus Galli in Meßkirch. Dabei geht es um den Erhalt und die Erweiterung der Kenntnisse zu mittelalterlichen Bautechniken und Lebensweisen und die anschauliche Vermittlung des aktuellen Forschungsstandes an interessierte Besucher.
In einem nicht zur eigentlichen Burganlage gehörenden Gebäude – am Eingang zum Gelände – wird ein Ausstellungsraum zur Dokumentation der Baufortschritte dienen. Dieser beherbergt ein kleines Museum und einen Veranstaltungsraum. Ein Café/Imbiss ist ebenfalls vorgesehen.
- Bau einer Burg in Ihrer ursprünglichsten Form – als Turmhügelburg – mit wissenschftlicher Begleitung
- Herstellung aller Werkzeuge und Anwendung selbiger an benötigten Werkstoffen
- Erforschen, erleben und vermitteln, wie in unserer Hessischen Heimat eine Burg entstanden sein könnte
- DER zentrale Punkt für die Präsentation des mittelalterlichen Lebens in Büdingen
- Zusammenarbeit mit anderen Geschichtsvereinen und Museen
- Kurse und Workshops im Schmieden, Töpfern oder Bogenbau
- Errichtung eines „grünen Klassenzimmers“ zur Wissensvermittlung der „gelebten Geschichte“
- Europäische Vernetzung mit ähnlichen Projekten
- Publizierung und Dokumentation der Erkenntnisse der experimentellen Archäologie und wissenschaftlicher Begleitung
- Aktive Belebung der erbauten Unterkünfte/Nebengebäude
Aufbau der Burg
In den letzten 2 Jahren haben wir sehr viel Zeit mit der gründlichen Recherche verbracht. Derzeit haben wir bereits 91 Bücher und Artikel in unsrer Vereinseigenen Bibliothek und werden 15 Gebäude auf der Siedlungsfläche rekonstruieren. Dabei möchten wir typische Gebäude aus den 10. und 11. Jahrhundert darstellen.
Es hat sich gezeigt, dass sich in dieser Zeit einiges in den angewendeten Bautechniken getan hat. Neuere Haustypen konnten dabei durchaus gleichzeitig mit älteren Typen genutzt werden. Um dieser Vielfalt gerecht zu werden haben wir uns entschlossen auch Häuser zu bauen, die nicht typisch waren für eine Kleinburg, wie die unseres Burgprojektes.
Die Befundlage für diese Zeit und den ländlichen Raum ist für Hessen sehr dürftig. Zudem ist festzulegen, wie die Ausrichtung der Gebäude zueinander ist. Da es sich um die Vorburg mehr oder weniger um einen Bauernhof handelt, werden auch Ausgrabungen von dörflichen Anlagen aus dieser Zeit herangezogen. Damit sind Haupthaus, Stallung und Speicher in ihrer Ausrichtung zueinander festgelegt.
Die ersten Gebäude die wir errichten, werden natürlich die Bauhütte und die Schmiede sein. Danach werden wir das Wohngebäude bauen. Mit 19 Metern Länge und 8 Metern Breite ist dieser Pfostenständerbau schon eine erste große Herausforderung. Dieses Gebäude dient als Wohn- und Versammlungsort in unserer Burg.
Das deutlich kleinere Gesindehaus folgt im darauffolgenden Jahr. Da dieser strohgedeckte Pfostenständerbau, noch aus der Ottonenzeit, mit 7×4 Metern deutlich kleiner ausfällt, werden wir wahrscheinlich im selben Jahr noch ein Backhaus bauen, welches wegen der Brandgefahr etwas abseits stehen wird.
Nach bisherigem Kenntnisstand wird es ein einfacher unterstand mit Backofen. Um einem der häufigsten Haustypen gerecht zu werden, nämlich dem Grubenhaus, ist ebenfalls in diesem Jahr die Töpferwerkstatt geplant. Oft wurde das Grubenhaus als Werkstatt genutzt. Dem möchten wir damit gerecht werden. Im dritten Baujahr kommt das erste Gebäude, welches nachweislich aus salischer Zeit stammt.
Die Zehntscheune ist mit 15×8 Metern Grundfläche, ebenfalls ein beeindruckender Pfostenständerbau. Dieser wird so aufgebaut, dass man ihn mit einem Ochsen- oder Pferdekarren durchfahren kann. Die Stallungen sind mit 5x3m vergleichsweise bescheiden, aber ein ebenso wichtiger Bestandteil einer Burg.
Und eine Webhütte als Grubenhaus wird ebenfalls im gleichen Jahr entstehen.
Mit dem Vorratshaus stellen wir im vierten Baujahr bereits drei technische Neuerung dar. Es wird das erste Haus in Schwelbalkenbauweise.
Zudem werden die Holzbalken aus einen Steinsockel gesetzt und es wird unterkellert.
Eine Kirche wird es selbstverständlich auch geben. Wir können annehmen, dass unser Burgherr etwas für sein Seelenheil tun möchte. Die Kirche wird 15×7 Meter in der Grundfläche werden. Die Wichtigkeit des Gebäudes wird durch Mauern aus Stein unterstrichen. Zumindest das untere Stockwerk wird gemauert. Das obere Stockwerk kann in Schwellbalkenbauweise ausgeführt werden.
Damit werden wir uns im fünften Jahr beschäftigen. Im nächsten Jahr kommen wir zum Turm.
Der Turm wird komplett aus Holz errichtet und wird ca. 12m hoch. Er wird auf einem kleinen aufgeschütteten Hügel errichtet. Damit wird er zum domminierenden Gebäude für die Umgebung unserer Kleinburg.
Ein weiteres Gebäude der „gehobenen Klasse“ wird unser Wach- bzw. Zollhaus im siebten Baujahr.
Es wird ein zweigeschossiges Holzgebäude in Schwellbalkenbauweise. Mit diesem Zollhaus wollen wir an die Zollstation erinnern, des es einmal bei Vonhausen gegeben haben soll.
Als letztes großes Gebäude ist ein Herrenhaus vom Bautyp Festes Haus mit angebautem Kellerhals geplant. Hier schafft sich unser Burgherr einen repräsentativen und zugleich wehrhaften Bau. Dieser Bau kann dann durchaus zwei Jahr in Anspruch nehmen.
Weitere Bestandteile unserer Burg, wie Gärten, Bienenstöcke, Brunnen, Geflügelstall und Befestigungsanlagen werden parallel zu den anderen Gebäuden errichtet und runden das Gesamtbild einer mittelalterlichen Burganlage ab. Die Zeitspannen für die verschiedenen Gebäude sind für einen idealen Ablauf geschätzt. Es können immer Verzögerungen auftreten, da wir wissenschaftliche und handwerkliche Korrektheit vor Geschwindigkeit stellen.